CDU Stadtverband Erkner

Chance vertan -Touristischer Kreisverkehr ohne Erkner

Keine Mehrheit für Wassertourismusinitiative "AG WISO" in Erkners Stadtverordnetenversammlung

Man könnte die "Märkische Umfahrt" als Kreisverkehr bezeichnen. Bei dem rund 200 km langen und in Deutschland einzigartigen Wasserwanderweg handelt es sich um eine durchgängig befahrbare Wasserstraße. Durch drei Landkreise und zwei Bundesländer hindurch führt der Weg am südöstlichen Rand Berlin bis nach Eisenhüttenstadt und zurück. Bei dem zwischen Berlin, dem Spreewald und der Oder gelegene Revier handelt es sich, mit seinen Flüssen Dahme und Spree, dem Oder–Spree-, Spree-Dahme-Umflut-, Notte- und Storkower Kanal, den Teupitzer und Rüdersdorfern Gewässern,  dem Scharmützel-, Schwieloch- sowie Wolziger See, um eine der attraktivsten Wassertourismusregionen in Brandenburg. Das nun ausgerechnet durch mehrheitlichen Beschluss der Erkneraner Stadtverordneten die Unterstützung der touristischen Entwicklung versagt wurde, ist unverständlich.
Infrastruktur- und Vermarktungsdefizite
Mit 7 Ja und 9 Nein-Stimmen lehnte die Mehrheit der Abgeordneten am 30. April 2013 im Sitzungsraum des Rathauses in öffentlicher Sitzung einen Beitritt der Stadt zur kommunalen Arbeitsgruppe "Arbeitsgemeinschaft Wassertourismusinitiative Brandenburg Süd-Ost AG WISO" ab. Nach ausführlicher Konzeptvorstellung durch Dr. Eckhard Fehse von der Anfang 2011 gegründeten AG fanden einige Abgeordnete sofort Gründe dagegen. Stadtverordneter Prof. Dr. Tankred Schewe (DIE LINKE) kündigte sein ablehnendes Votum an und begründete, dass er keinerlei Naturschutzbelange im Konzept sehe. "Es würden durch Bootsraserei und Wellengang Schilfbestände gefährdet". Weiterhin "befürchte er die Vertreibung von Paddlern und eine Beeinträchtigung des Fischfangs". Reimer Hoffmann (SPD) ergänzte, dass ein Ausbau des Angebots für Wassertouristen nichts bringe, da diese ohnehin lediglich "ihre Abwassertanks leeren und Verpflegung aus Supermärkten beziehen". Dagegen stellte Abgeordneter Henryk Pilz (CDU) klar, dass die Ablehnung der Mitarbeit eine Mitsprache eben genau bei den von Schewe und Hoffmann angesprochenen Problemen verhindere. "Der Tourismus entwickelt sich ohnehin, aber dann doch lieber als geführter Tourismus". Er fuhr fort, dass ein Beibehalten der aktuellen Situation zu einem "wilden Tourismus" führe. Fehse ergänzte, dass strukturschwache Regionen faktisch nur den Tourismus als Einnahmequelle zur Verfügung hätten. "Man kann lange auf dem Wasser unterwegs sein, ohne auch nur ein Angebot für Wasserwanderer anzutreffen" sagte er. Dabei entwickelt sich ein Teufelskreis. Mangelnde Angebote führen zu geringerer touristischer Attraktivität. Eine Existenz von Marinas und Dienstleistungsangeboten seien somit nicht gewährleistet. "Es gibt zahlreiche Infrastruktur- und Vermarktungsdefizite, die ursächlich für die derzeitig geringe Nachfrage sind", fuhr Fehse fort. Erkners Bürgermeister Jochen Kirsch (SPD) sah ebenfalls die Notwendigkeit eines Beitritts zur AG und unterstützte dies mit seiner Stimme.
 
Naturschutzverbände eingeladen
Klar und deutlich lud Fehse alle Gruppen, auch Naturschutzverbände und Wasserschützer, zur Mitarbeit in der AG ein. Noch zuvor kritisierte Stadtverordneter Schewe, dass es "keine Mitarbeit dieser Gruppen gäbe". Nun, ein Blick in die aktuelle Mitgliederliste der AG hätte genügt, um zu festzustellen, dass u.a. der Wasser- und Bodenverband Dahme-Notte bereits mit von der Partie ist. 43 Mitglieder zählt die Arbeitsgemeinschaft derzeit. So sind u.a. die Landkreise Oder Spree, Dahme-Spreewald und Märkisch Oderland beigetreten. Ebenso Nachbargemeinden wie Grünheide, das Amt Spreenhagen, die Gemeinde Zeuthen sowie die Städte Fürstenwalde, Storkow und Königs Wusterhausen. Nicht zu vergessen, es sind mehrere Tourismusverbände im Boot. Dazu zählen Vereine aus Berlin-Treptow/Köpenick und aus dem Spreewald. 
 
Man will doch nicht allen Ernstes die ehrliche Absicht der AG-Mitglieder anzweifeln, eine wassertouristische Entwicklung sowohl für den motorbetriebenen, als auch für den muskelbetriebenen Wassersport zu unterstützen, die Angebotserweiterung und den Infrastrukturausbau unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit umzusetzen und die Nutzung von umweltverträglichen, innovativen Technologien (bspw. alternative Bootsantriebe mit Solar- und Elektrotechnik) zu befördern. Genau diese Punkte stehen ausdrücklich im Konzept der Arbeitsgemeinschaft Wassertourismusinitiative Brandenburg Süd-Ost "AG WISO".
 
Entwicklungsland
Erkner, wie das gesamte Land Brandenburg, ist nach wie vor in Sachen Tourismus Entwicklungsland. Die neue Arbeitsgemeinschaft ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, Städte- Gemeinde- und Länderübergreifende Angebote zu schaffen und zu organisieren ist unumgänglich. Fehse kündigte aktuell die Beschilderung von Wasserstraßen mittels Leitsystemen an. 500.000 Euro aus Fördermitteln stünden bereits zur Verfügung. Derzeit laufen Planungsarbeiten. Die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft ist übrigens kostenlos. Die Vereinigung ist kein rechtsfähiger Verein oder ähnliches. Es kommt auf die Zusammenarbeit an. Ideensammlung der jeweiligen Protagonisten vor Ort führt zum Erfolg der Initiative. Vielleicht kommt es dadurch z.B. einmal zu Erweiterungen der öffentlichen Anlegestege für touristische Fahrgastschifffahrt in Erkner. Eine Wiedervorlage des Themas in der Erkneraner Stadtverordnetenversammlung stünde der Stadt gut an.